Das Interface ist nicht die Innovation
- Basar Seven
- vor 3 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
In fast jedem Webinar, das ich mit Führungskräften halte, stoße ich auf dieselbe mentale Barriere. Man sieht das Chat-Fenster, den blinkenden Cursor, und reduziert die Technologie sofort auf einen digitalen Assistenten für E-Mails oder Marketingtexte. Das Verständnis bleibt an der Oberfläche kleben. Dabei liegt die eigentliche Revolution ganz woanders: in der harten Prozessoptimierung und der Automatisierung von Abläufen, die wir in den alteingesessenen Kernprozessen bisher für wirtschaftlich undarstellbar hielten.
Die wahre Revolution: Prozessoptimierung jenseits des Interfaces
Ich erlebe oft Erstaunen, wenn ich erkläre, dass die Sprachfähigkeit der KI nur Mittel zum Zweck ist, um unstrukturierte Datenmengen nutzbar zu machen.
Praxisbeispiel: Das "Rauschen" im Internet nutzbar machen
Wir haben das kürzlich in einem Projekt demonstriert, das ohne diese Technologie schlicht zu teuer gewesen wäre. Es ging um das "Rauschen" im Internet: Tausende öffentliche Bewertungen auf Google, Trustpilot und anderen Portalen. Für die meisten Unternehmen ist das toter Text. Man sieht vielleicht die Sternchen-Bewertung, aber die riesige Menge an Freitext-Kommentaren wirklich auszuwerten, scheiterte bisher immer am manuellen Aufwand. Kein Mensch kann zehntausende Rezensionen objektiv lesen, kategorisieren und in Zusammenhänge bringen.

Vom toten Text zum befragbaren Datensatz
Wir haben genau das geändert.
Wir haben diese öffentlichen Kommentare nicht einfach nur gesammelt, sondern sie durch die KI in einen strukturierten, befragbaren Datensatz verwandelt. Das Ergebnis ist keine starre Excel-Tabelle. Wir haben eine Schnittstelle geschaffen, mit der nun jede Fachabteilung direkt mit diesen Daten "sprechen" kann. Ohne statistische Vorkenntnisse, ohne Data-Science-Studium.
Neue Einblicke: Der Unterschied zu klassischer Marktforschung
Der Unterschied zu klassischen Marktforschungsmethoden ist gewaltig. Normalerweise begrenzen wir uns durch vorher definierte Fragenkataloge selbst. Wir finden nur Antworten auf das, was wir fragen. Hier ist es anders. Die KI erlaubt uns den Zugriff auf das völlig Unreflektierte, die ungefilterte Meinung der Masse. Das Unternehmen lernt plötzlich Dinge, nach denen es nie gesucht hätte.

Konkrete Mehrwerte für Fachabteilungen
Ein Abteilungsleiter kann jetzt morgens fragen, wo in den letzten drei Monaten die Schmerzpunkte lagen. Die Antworten sind brutal konkret. Plötzlich wird sichtbar, dass in einem bestimmten Filialbetrieb nicht der Preis das Problem ist, sondern die Hygiene in den Waschräumen am Dienstagnachmittag. Oder die Produktentwicklung erkennt, dass ein ganz spezifisches Bauteil immer wieder als Fehlerquelle genannt wird, obwohl es in den internen Tests unauffällig war. Service-Probleme werden lokal verortbar, statt in pauschalen Zufriedenheitswerten unterzugehen.
Fazit: Das wahre Potenzial der KI erkennen
Das ist für mich der Kern der Veränderung. Wir machen unterstützende Prozesse möglich, die vorher Ressourcen gefressen hätten, die niemand freigeben wollte. Wer KI nur als Chatbot sieht, der Texte schreibt, lässt das Gold auf der Straße liegen. Es geht darum, das Unternehmen hörend zu machen für Signale, die bisher im Lärm untergingen.


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